Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Kindern im Autismus Spektrum. Immer wieder hören wir dieselbe Frage von Eltern: Wo findet mein Kind eine Freizeitgruppe, in der es sich wohlfühlt und zugleich lernen kann? Viele Angebote richten sich an neurotypische Kinder. Reizlevel, Tempo und Gruppenregeln passen nicht zu jedem Kind mit Autismus oder ADHS. Die Folge ist Rückzug. Soziale Übungsmöglichkeiten fehlen. Bereits bestehende Lücken im Miteinander werden grösser.
Wir sehen dieses Problem auch ausserhalb der Therapiezeiten. In der Schule gibt es Integrationshilfen, Strukturen und Unterstützung. Am Nachmittag oder am Wochenende jedoch steht das Kind oft allein auf dem Spielplatz. Es beobachtet andere Kinder beim Spielen. Der Einstieg ins Spiel gelingt selten. Eltern springen ein, moderieren Kontakte, erklären Regeln, begleiten Emotionen. Das ist anstrengend. Viele Mütter und Väter haben kaum Pausen.
Freizeit klingt leicht. Doch gerade unstrukturierte Zeit verlangt viel spontane Anpassung. Kinder müssen aushandeln, warten, Kompromisse schliessen und nonverbale Signale deuten. Genau hier liegen für viele Kinder im Spektrum die grössten Herausforderungen. Wenn solche Situationen ganz fehlen, üben die Kinder wenig. Sie erleben kaum Erfolgserlebnisse mit Gleichaltrigen. Dadurch sinkt das Selbstvertrauen. Ein Teufelskreis beginnt.
Wir möchten diesen Kreis durchbrechen. Wir schaffen Räume, in denen Kinder gefahrlos ausprobieren dürfen. Fehlschläge sind erlaubt. Erfolge werden sichtbar gefeiert. Rituale geben Sicherheit. Struktur bietet Orientierung und ermöglicht Mut.
So entstand die Idee der Mini Projekte. Hier treffen sich Kinder im Spektrum und Kinder mit ADHS in einer kleinen Gruppe. Ein Thema zieht sich über sechs Einheiten. Das Format ist bewusst kurz und vielseitig. Es geht nicht nur um eine bestimmte Sportart oder ein festes Interesse. Unterschiedliche Themen sprechen verschiedene Kinder an. So können Familien ohne grossen Aufwand schnuppern. Ein Abschlusstag macht den Fortschritt greifbar.
Die Einheiten dauern je neunzig Minuten. Dazwischen liegen klare Pausen. Jede Lektion folgt einem identischen Ablauf: Begrüssung, Ziel des Tages, aktive Phase, Reflexion, Abschlussritual. Diese Struktur vermittelt Sicherheit und hält die Anspannung niedrig. Sie baut gleichzeitig Vorfreude auf: Ich weiss genau, was als Nächstes passiert. Alles liegt bereit – für Spass, Lernen und Begegnung.
Sollen wir uns auf ein festes Thema konzentrieren oder lieber wechselnde Inhalte anbieten? Unterschiedliche Themen locken unterschiedliche Interessen. Mehr Kinder kommen zusammen. Das erhöht die Chance auf passende Freundschaften. Ausserdem üben die Kinder, sich auf Neues einzulassen.
An einem Samstag sassen wir zu dritt am grossen Holztisch. Irgendwann lag das Stichwort Restaurant in der Mitte. Sofort funkte es bei uns allen. Kochen verbindet Sinneseindrücke, Motorik, Sprache und Mathe. Ein ideales Spielfeld für soziale Interaktion. Wir stellten uns vor, wie Kinder gemeinsam ein Abendmenü planen. Sie schreiben Einkaufslisten, wiegen Zutaten ab und servieren am Ende den Eltern. In diesem Prozess steckt viel Lernpotenzial.
Noch am selben Tag begannen wir, das Konzept für das Mini Restaurant auszuarbeiten. Von der Gründung bis zum Gala-Dinner in sechs Einheiten.
Kochen bietet konkrete Handlungen. Das reduziert abstrakten Stress. Das Ergebnis ist essbar und sichtbar. Erfolg wird direkt erlebbar. Durch die Einbindung der Eltern am Ende erleben Kinder echte Wertschätzung.
Gleichzeitig bekommen Eltern eine Pause. Während der Einheiten betreuen Fachpersonen die Kinder. Eltern können lesen, spazieren, arbeiten oder einfach durchatmen. Diese Entlastung ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für langfristige Familiengesundheit.
Im Mini Restaurant arbeiten wir mit niedrigen Reizpegeln. Wenige Kinder. Klare Regeln. Visuelle Hilfen an jeder Station. Geräusche werden eingegrenzt. Das Licht ist weich. Materialien sind übersichtlich. Wer eine Pause braucht, zieht sich in die Ruhe-Ecke zurück. Dort warten Kopfhörer, Kissen und ein kleines Bilderbuch. Das entspricht dem pädagogischen Konzept von EVOLEA. Struktur gibt Sicherheit. Erfolge werden sichtbar. Vielfalt ist willkommen.
Während die Kinder arbeiten, tauschen wir uns kurz mit den Eltern aus: Was lief in der Woche gut? Wo gab es Stolpersteine? Diese Mikrogespräche entlasten. Eltern fühlen sich gehört. Sie erhalten Tipps, ohne lange Wartezeiten auf Termine. Danach dürfen sie bewusst abschalten. Manche gehen spazieren. Andere arbeiten eine Stunde im Homeoffice. Wieder andere trinken Kaffee mit Gleichgesinnten. Viele berichten von mehr Gelassenheit am Abend.
Wir freuen uns sehr, dass das Mini Restaurant im Oktober 2025 zum ersten Mal startet. Die Gruppe umfasst maximal acht Kinder. Drei Fachpersonen begleiten. Der Kurs findet samstags statt. So bleibt der schulische Wochenrhythmus stabil. Nach sechs Wochen folgt eine Pause zur Verarbeitung. Danach sammeln wir Feedback und starten das nächste Mini Projekt: die Kunstgalerie.
Wir sind überzeugt, dass Freizeitangebote der Schlüssel für nachhaltige Teilhabe sind. Schule allein kann die Lücken im sozialen Lernen nicht schliessen. Kinder brauchen echte Begegnungen. Sie brauchen Erfolgserlebnisse mit Gleichaltrigen. Eltern brauchen verlässliche Entlastung. Mini Projekte sind unser Beitrag dazu.
Interessierte Familien können sich gern melden. Eine formelle Anmeldung ist noch nicht erforderlich. Ein kurzes Mail reicht. Wir antworten innerhalb von zwei Tagen. Dann besprechen wir, ob das Mini Restaurant für Ihr Kind passt. Wir sind gespannt auf neue Gesichter und Geschichten. Gemeinsam schaffen wir Räume, in denen Kinder wachsen dürfen. Freizeit ist mehr als Zeitvertreib. Freizeit ist Lernraum fürs Leben.